Ligareform – Änderungen für die Austria.
Bereits bekannt ist, dass kommende Saison (eigentlich) 16 Teams in der zweiten Liga spielen. Doch was ändert sich sonst noch für die Austria? Wir haben die Änderungen unter die Lupe genommen. Teil 1
1) Übertragungsrechte vs. Säule 1 & 2
Bisher bekam die Austria für die Vermarktungsrechte etwa 460.000 € pro Saison von der Bundesliga.
Stand heute gibt es in der kommenden Saison keine geregelte TV-Übertragung, vielleicht gibt es aber ein Livespiel pro Runde und alle Tore zu sehen – aktuell wird genau darüber verhandelt. Ansonsten hätten die Klubs das Recht sich selbst zu vermarkten. Nur: welcher Sender ist bereit noch unattraktivere Spiele zu übertragen?
Dem gegenüber steht 2018/19 ein Betrag von 2,3 Millionen Euro für die gesamte zweite Liga. Dieser wird in drei gleiche große Säulen aufgeteilt: Die erste Säule ist ein Fixbetrag für alle Klubs, die zweite Säule wird für den Einsatz von U22 Spielern ausgeschüttet. Gesamt sind das also maximal 120.000 € für unseren Club.
2) Säule 3: Profibetrieb oder Amateurclub?
Sportvereine galten bis Ende 2016 als gemeinnützig. Somit waren sie unter anderem von der Umsatz- und Körperschaftssteuer befreit und kamen auch in den Genuss weiterer Erleichterungen. Durch eine Gesetzesänderung müssen seit 2017 alle Vereine der ersten und zweiten Liga ihren Spielbetrieb auslagern (GmbH, AG oder eigener Rechnungskreis), da sie als „Profiverein“ gelten. Dadurch wurden sie steuerpflichtig und haben seitdem mit einem erheblichen finanziellen und bürokratischen Mehraufwand zu rechnen. Steuerliche Erleichterungen gibt es dafür bei Investitionen in die Infrastruktur.
Nun gibt es in der neuen zweiten Liga aber zwei Möglichkeiten: Die Klubs können sich entweder als „Profiverein“ oder als „Amateurverein“ deklarieren. Als Profiverein gilt man, wenn man die Lizenzkriterien der Bundesliga erfüllt. Das heißt auch, dass der Spielbetrieb ausgelagert werden muss und somit Steuern zu bezahlen sind (siehe oben). Ebenso verdienen bei Profivereinen mindestens 50% der Kaderspieler 21.000 € brutto pro Jahr oder mehr. Aufgrund des erhöhten steuerlichen Aufwands werden diese Klubs von der Bundesliga mit zusätzlichem Geld ausgestattet. Jene dritte Säule – rund 770.000 € - wird deshalb nur zwischen den Profiklubs aufgeteilt. Im Gegensatz dazu genießen die Amateurvereine eine viel niedrigere steuerliche Belastung, verzichten aber auch auf einen Aufstieg.
Die Austria wird sich jedenfalls als Proficlub deklarieren und um die Bundesligalizenz ansuchen. Wie viel Geld wir schlussendlich bekommen, hängt vor allem von den restlichen Vereinen ab. Im besten Fall ergibt das eine Summe von 250.000 € (Maximum), im schlechtesten Fall wohl nur ca. 128.000 € (gerechnet mit sechs Klubs).
Ergibt gesamt also nur noch ein Betrag von 248.000-370.000 € und damit rund 90.000 bis 212.000 € weniger als vor der Reform. Eventuell kommt durch die Fernsehrechte noch ein klein wenig hinzu.
Diese Einbußen und der erhöhte steuerliche Aufwand stellen die Austria kommende Saison vor neue Herausforderungen.
Anmerkung: Die 2. Mannschaften der Bundesligavereine sind von allen Förderungen ausgeschlossen.
Teil 2
3) Zusammensetzung Liga
Kommende Saison dürfen wieder drei Amateurmannschaften teilnehmen. Austria Wien, Rapid Wien, Sturm Graz, Wacker Innsbruck und der LASK haben bereits Interesse bekundet. Die Juniors OÖ gelten dabei – wie Liefering – als eigenständiger Verein.
Außer den Innsbruckern hat aus der Regionalliga West niemand einen Lizenzantrag eingebracht. Aus den anderen Regionalligen gibt es dafür genug Interessenten. Nur: Um eine Liga mit 16 Teams zu haben, muss es laut aktuellem Reglement mindestens zwei Aufsteiger aus der Regionalliga West geben. Deswegen wird schon über eine Liga mit weniger Teams oder über eine Regeländerung diskutiert, damit aus den anderen zwei Regionalligen mehr als drei Teams aufsteigen dürfen.
Dies hieße gleichzeitig, dass alle Mannschaften außer Innsbruck 2, Wattens und Liefering im Osten Österreichs beheimatet sind. Bedeutet: stets lange Anfahrtswege zwischen 500 und 700 Kilometer für die Austria.
Lag der Liga-Zuschauerschnitt 2014/15 noch bei gut 2.000, dümpelt er aktuell bei 1.500 herum. Von einer weiteren Talfahrt in der kommenden Saison ist auszugehen.
Mögliche Aufsteiger, gereiht nach aktueller Tabelle (Zuschauerschnitt): RLO: Horn (670), Amstetten (900), Austria Wien Amateure (250), Rapid (170), Karabakh (250)
RLM: Lafnitz (480), LASK Juniors (150), Sturm Graz Amateure (240), Allerheiligen (300), Steyr (1.080), Austria Klagenfurt (260) RLW: Wacker Innsbruck Amateure (130)
4) Terminierung Bis jetzt ist klar, dass Spiele am Samstag und Sonntag – auch Vormittags - stattfinden werden. Diese stehen dann zwar in Konkurrenz zu der Regionalliga und den Vorarlberger Ligen, dafür würden aber die Freitagspartien wegfallen, welche vor allem für Auswärtsfahrer und Familien unangenehm sind.
Weiters werden wir kommende Saison nur noch maximal 15 Heimspiele bestreiten, was wiederum mit Umsatzeinbußen einhergeht.
6) Werbewert
Auch wenn wir hier nur eine vage Einschätzung abgeben können, ist klar, dass durch den wahrscheinlichen Wegfall der Übertragung auch der Werbewert der Austria fällt.
Zusammengefasst ist es bedenklich, dass es vier Monate vor Beginn noch etliche Fragezeichen gibt.
Für die Austria bedeutet die Reform große finanzielle Einbußen, kaum Kosteneinsparungen, eine geringere Attraktivität und immer noch sehr lange Anfahrtswege. Viel Positives können wir für die neue zweite Liga nicht erkennen…
Es gibt aber bereits Gerüchte, wonach die Bundesliga schon in den nächsten Jahren auf 16 Teams aufgestockt werden soll.